Die Jugend eines Mädchens in der guten alten BRD der 80er Jahre, dort wo der Westen besonders typisch war: nahe an der Großstadt, aber doch tiefe Provinz, nahe an der Grenze zur DDR, aber doch Welten von ihr entfernt.
Der Blick der Erzählerin aus einem Berliner Vorort der Gegenwart, »einer Art westlicher Osten«, vermischt mit der naiven und zugleich schonungslosen Wahrnehmung der Heranwachsenden, macht die Spätphase der Bundesrepublik in vielen Einzelszenen auf erstaunliche Weise wieder lebendig: den ganze Familien zusammenschweißenden Enthusiasmus der Friedensbewegung, die letzten gefährlichen Zuckungen des Kalten Krieges, die öffentlich ins Bewusstsein gepushte und doch weggeschwiegene RAF, seltsam vergangen wirkende Differenzen zwischen Katholiken und Protestanten, ländliche Bildungsoffensiven, »künstlerisch« tätige Aussteiger …
Nach vielen Büchern über die letzten Jahre der DDR hier also ein Roman voll trockenem Humor über die Endphase der Bundesrepublik.
»›Die Ostschrippe hat bessa jeschmeckt‹, meint Frau Dittmann, soso. Als hätte es in der Bundesrepublik immer nur Brötchen gegeben, die an Tankstellen aus Teiglingen aufgebacken wurden. Als hätten wir Drüben früher tagein tagaus im Schulbus gesessen, wichtig aus dem Fenster geguckt und Streichwurst aus dem Plastikbecher mit diesem krümeligen Nichts gemampft und dabei die Deutschen Bundeskanzler seit 1949 auswendig gelernt. Und als hätte Stalin das traditionsreiche Bäckerhandwerk in den sozialistischen Teil Deutschlands gebracht und als wären jene Aufbackbrötchen mein schäbiger Beitrag zur Wiedervereinigung.«
Open House Verlag | |
Nicola Nürnberger | |
Westschrippe Roman | |
Hardcover | |
192 Seiten | |
Preis | 22,00 EUR |
ISBN | 978-3-944122-02-1 |